Nachgefragt: Wie erlebt ihr den Alltag im Lockdown? Eine Erzieherin aus dem Kindergarten berichtet.

„Beim Kaffee in der Früh denke ich: Ich bin froh arbeiten gehen zu können und den Tag mit den Kindern, die da sind, einen sorglos und fröhlich zu gestalten. Hoffentlich sind auch alle anderen Kolleg*innen da, hoffentlich sind alle gesund.

In der KiTa gehe ich als erstes in meine Gruppe. Eine Kollegin ist schon da, die ersten Kinder begrüße ich mit dem „Ellbogencheck“ – das ist mittlerweile Alltag für uns.

In der täglichen Morgenrunde mit Frau Marberger geht es unter anderem auch um die Alltagsmasken. Die aus Plastik sind nicht mehr zugelassen. Wir tragen ab jetzt Masken aus Stoff. (Gut, dass wir während des ersten Lockdowns unzählige davon selbst genäht haben). Ich finde das total schade. Gerade in der Eingewöhnungszeit im Herbst waren diese Klarsichtmasken Gold wert, weil die Kinder uns und unsere Mimik damit richtig sehen konnten…

Es gibt Engpässe in einer Gruppe. Eine Kollegin hat einen nicht verschiebbaren Termin. Normalerweise wäre jemand aus einer anderen Gruppe eingesprungen. Das geht nun aber nicht, gruppenübergreifendes Arbeiten ist aktuell nicht mehr möglich. Wir teilen alle Gruppen für die verschiedenen Gartenbereiche auf. Mit ein wenig Logistik und dicken Balken in der Mitte des Sandbereichs, um zwei Gruppen klar zu trennen, machen wir es möglich. So können mehrere Kolleg*innen diese Gruppe mitbeaufsichtigen und können nacheinander ihre Pause machen. Es sollte dann nur nicht regnen. Sowas funktioniert im Moment nämlich nur an der frischen Luft.

Ich freue mich auf den Morgenkreis. Jetzt im Advent ist unser Morgenkreis besonders schön. Die Weihnachtslieder singen wir aber vor allem im Garten oder an unserem Wandertag. Alle gemeinsam und richtig laut. Das tut uns gut und die Spaziergänger*innen freut es meistens auch.

Immer freitags haben die Kinder die Möglichkeit, ihre eigene Brotzeit von Zuhause mitzubringen. Heute hat ein Kind was besonders Leckeres dabei und bietet einem anderen etwas davon an. „Aber man darf doch nicht teilen. Wegen Corona!“ ruft ein Kind entsetzt. Was darf geteilt werden und was nicht? Wir besprechen das Thema Teilen, wie wichtig und schön es doch ist. Gehen aber auch darauf ein, warum das im Moment nicht möglich ist. Eine schwierige Situation – wir überlegen uns, in welchen Bereichen im Alltag wir dennoch teilen können.

Heute basteln wir Weihnachtskarten für die Eltern. An denen arbeiten wir schon ein paar Tage. Ich hätte als Adventsaktion gerne gebacken, mit den Kindern und den Eltern zusammen, das hat letztes Jahr sehr viel Spaß gemacht. Aber – wie so vieles – geht das leider nicht.

Es regnet nicht. Und die Kinder und ich genießen die Zeit im Garten. Wir essen – gekaufte – Lebkuchen und bekommen sogar ein paar Sonnenstrahlen ab. Solche schönen Momente miteinander tun uns allen gut, da freu‘ ich mich, dass wir arbeiten können und diese Kinder und Eltern einen halbwegs normalen Alltag haben.

Die ersten Kinder werden schon abgeholt. Mit einer Familie werde ich später noch telefonieren. Die Elterngespräche finden jetzt telefonisch statt. Das Kind dieser Familie kam im Herbst des letzten Jahres in unsere Einrichtung, ein Elterngespräch war für den März verabredet. Das fiel dann coronabedingt aus. Wir haben es immer wieder verschoben, in der Hoffnung sich irgendwann wieder gegenüber sitzen zu dürfen. Bis wir uns auf ein telefonisches Gespräch einigten. Jetzt ist dieses Kind schon länger bei uns und wir haben, abgesehen vom kurzen Austausch beim Bringen und Abholen, noch nicht persönlich miteinander gesprochen.

Beim Verabschieden lacht das Kind mich fröhlich an, Ellbogencheck, und sagt noch: „Gell? Morgen machen wir die Weihnachtskarten zu Ende. Aber, psst, nicht verraten!“ Ich bin mir sicher, er hatte einen schönen Tag hier.“