Krippeneingewöhnung

Unser Sohn kam im Alter von 20 Monaten im Herbst 2020 in die Krippe. Hier erzähle ich meine persönlichen Erfahrungen über die Eingewöhnung.

Diese ist bei jedem Kind anders und wird vom Krippenteam auch individuell angegangen. Gespräche mit anderen Eltern haben gezeigt, dass sich die Tage mal vor- mal nach hinten verschoben haben – je nach Entwicklungstand des Kindes. Im Nachgang habe ich erfahren, dass es sich dabei mehr oder weniger um das „Berliner Modell“ handelt. Wer also weiterführende Informationen dazu benötigt kann gerne einmal selbst dazu recherchieren.

Vor dem Start

Vor dem eigentlichen Start gab es ein Treffen mit allen neuen Eltern und der Gruppenleitung und einer weiteren Mitarbeiterin, in der wir allgemeine Informationen erhalten haben. Leider wegen Covid-19 in abgespeckter Form und mit Maskenpflicht und Hygienekonzept (auch während der Eingewöhnung haben wir Masken getragen), aber insgesamt sehr interessant.

Wir haben noch einmal viel über die Ziele der Kindertagesstätte und vor allem der Krippe erfahren, den Tages- und Wochenablauf oder was an den ersten Tagen mitzubringen ist. Zum Beispiel notwendiges Equipment wie Wechselkleidung, Windeln, Feuchttücher und Hausschuhe, das Lieblingskuscheltier und ein Bild für die Garderobe.

Außerdem verabredet man an diesem Termin, welche Familie wann die Eingewöhnung startet. Wir hatten gleich am Dienstag, 01.09.2020 den Termin. Die Kinder werden auf die Teammitglieder aufgeteilt und so erhält jedes eine „eigene“ Bezugsperson für die ersten Wochen. Bei mehr Kindern verschiebt sich deshalb deren Terminvergabe auf eine andere Woche. Somit hat diejeweilige Bezugsperson die erste Zeit ganz für das neue Kind reserviert.

Die Eingewöhnung

An unserem ersten Tag sind wir um zehn Uhr in der Krippe angekommen und in die Eingewöhnung gestartet. „Unsere“ Bezugsperson hat versucht Kontakt mit unserem Sohn aufzunehmen und mich nebenher befragt. Themen waren zum Beispiel seine Ess- und Schlafgewohnheiten, den Lieblingsspielsachen, was er mag und was nicht und vieles mehr. Dabei hat sie sich auf unser Kind konzentriert und ihm Spielanregungen gegeben, ohne ihn zu bedrängen.

Während der gesamten Eingewöhnung habe ich mich im Hintergrund gehalten, war eher Rückendeckung und habe versucht mich bewusst aus seinem Spiel raus zu halten und ihn mehr mit der Bezugsperson agieren zu lassen. Das hat mal mehr, mal weniger funktioniert, ist dann aber stetig mehr geworden.

In der darauffolgenden Woche haben wir am Donnerstag die Anwesenheit auf halb zehn bis elf Uhr verlängert. Am Freitag, 11.09. sind wir mit der ersten kurzen Trennung von 30 Minuten gestartet. Ein wichtiger Grundsatz, der auch betont wurde: Immer verabschieden! Nie einfach gehen! Unser Sohn soll wissen, dass ich gehe und dann auch wiederkomme.

Und ja, er hat kurz geweint, sich aber von der Bezugsbetreuerin wieder beruhigen lassen und mit ihr gespielt. Das hat mich sehr beruhigt und mir auch die beginnende Beziehung zwischen den Beiden gezeigt.

Am Dienstag, 15.09. haben wir erneut die Ankommenszeit vorverlegt und sind bereits um neun Uhr gestartet mit einer einstündigen Trennung. Unsere Bezugsbetreuerin und ich haben jeden Tag besprochen, wie es so gelaufen ist, was er gemacht hat und wie wir am nächsten beziehungsweise übernächsten Tag vorgehen. So konnte ich mich auch darauf einstellen.

Es ist ja nicht nur die Eingewöhnung unseres Kindes in die Krippe, sondern auch ein Ablösungsprozess für uns gewesen. Denn ja, manchmal fällt es einem als abgebende Person schon schwer! Das darf man nicht unterschätzen und sollte man auch kommunizieren.

Da es am Vortag so gut funktioniert hat, war unser Sohn dann am Mittwoch von 09:00 Uhr bis 11:30 Uhr vor Ort und davon ca. 1 ½ Stunden allein in der Krippe. Bei der Abholung war die ganze Gruppe gerade im Garten und ich konnte ihn noch kurz von draußen beobachten. Da war er schon noch etwas„verloren“ und hat sein Kuscheltier ganz fest im Griff, hat sich aber am gemeinsamen Spiel beteiligt.

Deshalb haben wir den Zeitraum am nächsten Tag verlängert. Von 08:30 Uhr bis 12:00 Uhr und ich bin so gegen halb zehn Uhr gegangen. Also das erste Mal mit Mittagessen! Kürbissuppe, Fisch und Kartoffeln haben ihm geschmeckt und er hat gut gegessen. Direkt danach habe ich ihn abgeholt und er ist zu Hause erschöpft eingeschlafen.

Insgesamt haben wir versucht, am Nachmittag ganz wenig zuunternehmen. Also eventuell ein bisschen draußen spielen, aber keine großen Ausflüge. Die Vormittage waren anstrengend genug und ich habe die Nachmittage möglichst ruhig gestaltet.

Am Dienstag, 22.09. hat er dann zum ersten Mal in der Krippe geschlafen. Etwas kurz und nur mit engem Kontakt zur Bezugsperson, aber immerhin. Er muss sich erst an die ganzen Geräusche gewöhnen. Direkt nach dem Aufwachen habe ich einen Anruf erhalten und ihn abgeholt.

Eigentlich war geplant ihn ab Donnerstag um 14:00 Uhr abzuholen. Aber leider wurde er krank – auch das muss man immer mit einplanen! Die „Neuen“ sind die geballte Viren- und Bazillenangriffe der anderen Kinder nicht gewöhnt und es kann immer vorkommen, dass man unterbrechen muss. Und so haben wir das auf Montag verschoben.

Am Montag, 28.09. war dann zwar leider seine Bezugsperson krank, wir haben aber dennoch besprochen ihn erst um 14:00 Uhr abzuholen. Ich war zu Hause auf Abruf, aber es kam kein Notsignal aus der Krippe. Sprich, es hat gut funktioniert und so haben wir ab Mittwoch, 30.09. die von uns gebuchte Betreuungszeit von 08:00 Uhr bis 15:00 Uhr umgesetzt.

Insgesamt dauerte es also ungefähr einen Monat, bis unser Sohn ganz in der Krippe angekommen ist. Zu Beginn durfte ich immer erst nach dem Händewaschen gehen. Ab Mitte Oktober war das nicht mehr notwendig und er ist nach einem Abschiedsgruß mit einer Betreuerin in den Tag gestartet. Zur Sicherheit hatten wir für uns in der Familie sechs Wochen für die Eingewöhnung eingeplant (mit der Option auf Urlaubsverlängerung) und so konnten wir sehr ruhig die Eingewöhnung angehen. Ich glaube, dass wir diese Ruhe auch ausgestrahlt und es so unserem Kind leichter gemacht haben. Es gab keinen Druck von uns und somit konnte er sich gut darauf einlassen.

Ich würde jedem empfehlen ausreichend Zeit einzuplanen, damit man mit Ruhe und Gelassenheit an das Thema geht. Jede Mama oder Vater sollte sich bewusst machen, dass der Abschied für beide gilt. Das Kind und man selbst müssen sich voneinander lösen – das ist nicht immer einfach und die Emotionen sind manchmal auf beiden Seiten intensiv.

Aber wenn ich unser Kind jetzt sehe, war es die richtige Entscheidung von uns ihn in die Krippe zu geben. Die intensiven sozialen Kontakte mit anderen Kindern hätten wir ihm zu Hause nicht so einfach bieten können und auch die unterschiedlichen Spielangebote findet er einfach toll.

Wie ist es in der Zwischenzeit (April 2021)?

Unser Sohn geht sehr gerne in die Krippe. Selbst nach dem Lockdown hat es gut funktioniert. Manchmal verschwindet er so schnell um die Ecke, dass ich gerade noch ein „Tschüs“ bekomme, manchmal braucht er nochmal Kuschelzeit oder es fließt ein Tränchen. Gut, dass wir uns in der Krippe, trotz Covid-19, vor Ort verabschieden können.

Sobald ich zur Tür raus bin und ich doch mal lausche höre ich, dass es nicht lange dauert, bis er anfängt zu spielen. Dies haben mir auch andere Eltern bestätig. Einfacher macht es uns die Tatsache, dass er sich jetzt besser ausdrücken und mir ungefähr erzählen kann, was er gesehen oder erlebt hat. Das macht mir den täglichen Abschied (und auch das Abholen) leichter. Ich weiß, dass er Freude hat und gerne bei „seinen“ Spatzenfreunden ist.

Sabine Neubauer