Nachgefragt: Aus der Situation das Beste machen. Eine Erzieherin aus dem Kindergarten berichtet
„Aus der Situation das Beste machen“ oder auch „Lass uns aus sauren Zitronen leckere Limonade machen“. Das ist vielleicht das Motto, dass die KiTa sich in diesen schweren und merkwürdigen Zeiten gesetzt hat. Wie setzen Sie das in Ihrer Gruppe um?
Es sind in der Notbetreuung ja weniger Kinder als im Regelbetrieb. Das bedeutet, dass wir auch mehr Zeit für das einzelne Kind haben. Das hat natürlich auch Vorteile.
Auch, dass wir jetzt alle Informationen per E-Mail verschicken. So bekommt jede Familie wichtige Infos in seine Inbox und kann sie jederzeit nochmal nachlesen. Ohne Pandemie wären die KiTas vermutlich die letzten Institutionen gewesen, die dieses Medium genutzt hätten.
Und dann kommt man natürlich zu Aufgaben fürs Haus für die sonst nie genügend Zeit übrig ist. Oder die immerzu nebenher gelaufen sind. Wenn ich da an unsere Schuppen-Aufräum-Aktion im letzten März/April denke …
Sie haben jetzt schon 3 x Quarantäne hinter sich und befinden sich – wie wir alle – im dritten Lockdown. Mitarbeiter*innen in Schulen und KiTas haben ein deutlich höheres Ansteckungsrisiko als der Durchschnitt der Bevölkerung. Haben Sie sich in den letzten Monaten einen anderen Beruf gewünscht?
Nein, ich habe einen der schönsten Berufe der Welt den ich nicht eintauschen möchte. Ich freue mich, wenn ich die Kinder sehe. Jedes einzelne und alle zusammen.
Aber natürlich muss man die Sorge manchmal einfach wegstecken. Sich selber anzustecken oder das Virus in die eigene Familie mit einzutragen. Denn Abstand halten ist im Kindergarten nicht möglich. Und das ist bei besonders hohen Inzidenzzahlen belastend.
Welche Entwicklung, welche Ereignisse haben Sie in den letzten Monaten überrascht?
Also, es ist beeindruckend, wie mühelos die Kinder trotz langer Zeit zu Hause immer wieder in den Kindergartenalltag finden. Und die regelmäßigen Anrufe in den Familien, während der Qurantäne – das hat auch mir viel gegeben! Da bin ich einigen wirklich sehr viel näher gekommen und hab mich gefreut über das Vertrauen und so viel Ehrlichkeit.
Manche Eltern hab‘ ich im normalen Alltag vielleicht seltener gesehen und so konnte ich eine ganz andere Beziehung aufbauen. Und vielleicht auch jenseits vom Lockdown-Frust ein wenig helfen oder Tipps geben. Das war toll, wie sich einige geöffnet haben.
Und durch die digitale Verbundenheit kann ich Kontakt halten mit den Kindern und Eltern, die schon lange nicht mehr in der Einrichtung waren. Neulich haben wir als Reaktion auf unsere Rundmail ein Lied vorgesungen bekommen. Toll!
Das hätte ich mir nie im Leben ausdenken können, dass wir so lange mit einer Pandemie leben, wie belastend es für alle Beteiligten ist und wie wir es doch immer wieder schaffen, das Beste daraus zu machen